Ist Ihre WordPress-Website barrierefrei?

Im Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Spätestens dann erfährt Barrierefreiheit im Webdesign eine allgemeine Präsenz, ähnlich wie vor zehn Jahren das Thema Datenschutz. Was bedeutet das für Betreiber einer kommerziellen WordPress-Website?


Was ist eine barrierefreie Website?

Dass Treppen für Rollstuhlfahrer eine Barriere bilden – logisch. Aber auch bei Websites stehen Besucher vor Hindernissen: Menschen mit Sehbehinderungen, mit motorischen Problemen, mit Sprach- oder Verständnisschwierigkeiten; dazu kommen vorübergehende oder situationsbedingte Einschränkungen (Lesebrille fehlt, ungünstige Lichtverhältnisse, gebrochene Hand…). Alles in allem ist die ungestörte Internetnutzung keineswegs so selbstverständlich, wie gesunde, unbedarfte Menschen vielleicht annehmen.

Um Barrieren abzubauen und Websites auf möglichst viele Arten zugänglich zu machen, wurden technische Standards entwickelt. So bauen die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) auf vier Grundprinzipien auf:

Wahrnehmbarkeit

Informationen und das Webdesign müssen von allen Nutzern aufgenommen werden können, auch bei Einschränkungen bestimmter Sinne.

Bedienbarkeit

Website-Funktionen müssen für alle zugänglich und zu bedienen sein, mögliche Interaktionen klar erkennbar sein.

Verständlichkeit

Verständlich formulierte Texte; Bedienelemente (Menü, Links, Formulare etc.) müssen eindeutig erkennbar sein.

Robustheit

Die Website muss mit einer großen Zahl von Geräten zuverlässig zu nutzen sein, z.B. Tastatur statt Maus oder mit Screenreadern (um Bildschirmtexte vorlesen zu lassen).

Auf der Basis dieser Grundprinzipien beschreiben detaillierte Richtlinien und Best-Practices, wie einzelne Elemente einer Website anzulegen und zu gestalten sind.

Website barrierefrei nutzen
(Foto: pexels.com / Marcus Aurelius)

Typische Website-Barrieren

Hier einige Beispiele für Probleme, auf die Menschen mit Beeinträchtigungen beim Besuch von Websites immer wieder stoßen:

  • Schwache Kontraste zwischen Text und Hintergrund.
  • Irritierende Farbgebung: Elemente der Website müssen unabhängig von ihrer Farbe zu erkennen und zu bedienen sein, auch z.B. für Menschen mit Rot-Grün-Farbschwäche.
  • Zu kleine Texte, die sich nicht vergrößern lassen.
  • Zu kleine Bedienelemente, z.B. Buttons oder Links
  • Die aktuelle Position (der Seite im Menü, des aktiven Links oder Formularfelds) lässt sich nicht eindeutig erkennen.
  • Mangelhafte Tastaturbedienung: Navigationselemente und Formularfelder lassen sich nicht oder nicht in der richtigen Reihenfolge per Tastatur ansteuern.
  • Nicht barrierefreie Formulare: Eingabefelder brauchen eine eindeutige Beschriftung, Pflichtfelder eine klare Kennzeichnung, Eingabefehler eine verständlichen Meldung.
  • Bilder ohne Alternativtext, der z.B. von Screenreadern vorgelesen wird.
  • Nicht barrierefreie PDFs, deren Texte von Screenreadern nicht erkannt werden.
  • Videos ohne Untertitel – schwierig für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen.
  • Komplizierte Sprache mit unverständlichen Formulierungen, bürokratischen oder zu fachspezifischen Ausdrücken oder langen Schachtelsätzen.

Barrierefreiheit – von Vorteil für alle

Obwohl es eigentlich im Interesse der Website-Betreiber liegt, keine Besucher (Interessenten, Kunden) auszuschließen, wurde der Aspekt „Barrierefreiheit“ bisher oft ignoriert. Es handelt sich jedoch nicht um ein Spezialthema für Randgruppen. Wenn Websites übersichtlich, verständlich und einfach zu bedienen sind, haben alle Besucher etwas davon. Kurz gesagt: Eine barrierefreie Website ist eine nutzerfreundliche Website.

Barrierefreiheit im Internet ist für zehn Prozent der Besucher unerlässlich, für etwa 30 Prozent notwendig und für 100 Prozent hilfreich.

Aktion Mensch

Gleichzeitig dienen barrierefreie Websites auch den Interessen des Betreibers:

  • Unterstützt die Suchmaschinenoptimierung (SEO): klare Seitenstrukturen, bessere Auszeichnung von Bildern usw. führt auch zu mehr Besuchern über Google und Co.
  • Höhere Reichweite, weil mehr Menschen die Website nutzen können
  • Höhere Kundenzufriedenheit durch positive User Experience, dadurch höhere Umsätze
  • Rechtssicherheit durch Konformität mit aktuellen Regelungen (BITV, Barrierefreiheitsstärkungsgesetz – BFSG, EN 302 459)
  • Imagepflege: Eine barrierefreie Website zeigt, dass Ihr Unternehmen / Ihre Organisation die Interessen aller im Blick hat

Pflicht ab 2025: Wer ist betroffen?

Schon seit 2002 müssen Behörden, Kommunen etc. ihre Websites barrierefrei bzw. behindertengerecht gestalten. Mit dem Barriere­freiheits­stärkungs­gesetz (BFSG), das am 28.06.2025 in Kraft tritt, wird diese Pflicht ausgeweitet. Das Gesetz umfasst:

Produkte

z.B. Computer, Telefone, E-Book-Reader, Router, Geld- und Ticketautomaten

Dienstleistungen

Telefon- und Messengerdienste, Bankdienstleistungen, elektronischer Geschäftsverkehr, Apps und E-Books, Personenbeförderung

Für Websites ist der Punkt „Elektronischer Geschäftsverkehr“ relevant. Das umfasst den ganzen E-Commerce-Bereich, also Onlineshops und Bestell- bzw. Bezahlabläufe. Darunter fallen aber auch alle weiteren geschäftlichen Interaktionen auf der Website: von Anfragen mit dem Kontaktformular über Terminbuchung bis zu PDF-Downloads.

Ausnahmen: Ausgenommen sind Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten und einem Jahresumsatz (bzw. Bilanzsumme) von höchstens 2 Millionen Euro. Diese Ausnahmeregelung gilt jedoch nicht für Unternehmen, die mit Produkten befasst sind, die unter das BFSG fallen.

Barrierefreiheit mit WordPress

WordPress, das meistgenutzte System zum Erstellen von Websites überhaupt, ist auch für barrierefreie Websites grundsätzliche eine gute Wahl. Die WordPress-Entwickler selbst, aber auch die Anbieter der meisten Plugins und Themes berücksichtigen Accessibility-Standards wie WCAG. Beim Aufbau einer barrierefreien Website müssen sich Webdesigner aber sowohl selbst an diese Standards halten als auch die Funktion ihres Systems und der verwendeten Module testen. Dafür gibt es sowohl spezielle WordPress-Plugins als auch unabhängige Onlinetools.

Sind barrierefreie Websites eigentlich teurer? Nun, Verständlichkeit, klares Design und gute Bedienbarkeit sollten grundsätzlich bei jeder Website beachtet werden. Für eine Website, die konkrete Standards für Barrierefreiheit einhält, sind aber spezielle Tests erforderlich sowie die entsprechende Detailarbeit, um gefundene Fehler zu beheben. Dieser Mehraufwand hält sich erfahrungsgemäß in Grenzen. Und wenn die Website dann gut eingerichtet ist und eine Grundstruktur für Seiten, Blöcke, Videos etc. steht, fällt beim Erstellen weiterer Inhalte kein höherer Aufwand an als sonst.

Änderung bestehender WordPress-Websites

Grundsätzlich lassen sich auch bestehende Websites barrierefrei machen. Als Basis dafür empfiehlt sich ein erster Check mit Onlinetools und Funktionstests:

  • Besteht ein ausreichender Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe?
  • Sind Links und Schaltflächen über die Tastatur erreichbar?
  • Sind Formulare barrierefrei zu bedienen?
  • Ist die Programmierung Screenreader-kompatibel?
  • Sind die Texte verständlich formuliert?
  • Ist das Design auf verschiedene Ausgabegeräte (z.B. Mobilgeräte) optimiert?

Farben, Schrift, Formulare: Wenn die Website halbwegs aktuelle Plugins und Themes verwendet, lassen sich die meisten Probleme mit dem laufenden System beheben. Für spezielle Funktionen kann der Einsatz alternativer oder zusätzlicher Plugins angebracht sein, die besser auf Barrierefreiheit ausgerichtet sind.

Bei älteren Websites kann es sich lohnen, über eine grundsätzliche Überarbeitung nachzudenken: Eine neue Website, die aktuellen Standards hinsichtlich Text und Bild, User Experience und Responsive Design, Suchmaschinenoptimierung und Barrierefreiheit entspricht, kann Ihre Arbeit optimal unterstützen.

Wir beraten Sie gerne, falls Sie Ihre WordPress-Website barrierefrei machen möchten.

Weitere Informationen
Infos über barrierefreie Websites – Aktion Mensch
Testen Sie Ihre Website mit dem WAVE-Tool
Barrierefreiheit-Test für mehrere Seiten – experte.de
Warum WordPress für Ihre neue Website? 10 gute Gründe und mehr

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