Keine Kamera liefert „druckfertige“ Fotos. Für den professionellen Einsatz muss jedes Foto eine Bildbearbeitung erhalten, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Sehen Sie hier anhand von Praxisbeispielen die wichtigsten Schritte, wie aus einer guten Vorlage ein knackiges Bild wird.
Ob Print oder Web, ob eigene Fotos oder vom Kunden gestellt: Jedes Bild bedeutet vor der Veröffentlichung auch Bildbearbeitung. In den letzten Wochen habe ich wieder viele Fotos bearbeitet und dabei auch neue Tools eingesetzt – mal für die schnelle Optimierung, mal für aufwändigere Bildbearbeitung. Wenn wir die „kreative“ Bearbeitung außen vor lassen, werden auf dem Weg zu hochwertigen, aber immer noch natürlich wirkenden Fotos immer wieder dieselben Schritte abgearbeitet.
Die verwendeten Programme: Der größte Teil der Arbeit erfolgt in Adobe Photoshop. Adobe Bridge hilft die Bilder zu organisieren, und RAW-Kamerabilder werden in Camera Raw vorbearbeitet. Außerdem nutze ich Tools der Topaz Labs, die spezielle Arbeitsschritte übernehmen (z.B. Bilder vergrößern, JPEG-Artefakte entfernen, Schärfe und Detailzeichnung).
Schritt 1: Auflösung erhöhen
Bei professionellen Kamerabildern ist dies kein Thema. Es kommt jedoch immer wieder vor, dass für ein Projekt nur niedrig auflösende Bilder aus sozialen Medien oder von der veralteten Kamera eines Außendienstmitarbeiters zur Verfügung stehen. Die Skalierung mit Topaz Photo AI liefert schnelle und meistens recht gute Ergebnisse. Doch auch Fotos mit guter Auflösung werden gelegentlich vergrößert: Mit Topaz Gigapixel AI skaliere ich sie auf Übergröße, so dass sie auch auf großen Messewänden noch gut aussehen.
Schritt 2: Bildgeometrie
Häufig wirken Aufnahmen durch die Objektivverzerrung tonnen- oder kissenförmig, so dass gerade Linien mehr oder weniger gebogen sind. Diesen Effekt gleiche ich in Camera Raw aus, ebenso eventuelle Vignettenbildung (dunkle Ecken).
Natürlich gibt es kreative Schnappschüsse. Oft ist es aber angebracht, den Horizont bzw. rechte Winkel gerade auszurichten und die Perspektive zu korrigieren, damit senkrechte Linien auch senkrecht verlaufen. Die dabei entstehenden Leerstellen werden abgeschnitten, oder durch die Photoshop-Funktion „Inhaltsbezogene Füllung“ automatisch ergänzt.
Schritt 3: Tonwertumfang und Farbgebung
Die Kameraautomatik soll dafür sorgen, dass die Bilder gut aussehen: nicht zu hell, nicht zu dunkel, nicht zu flau. Das läuft aber nicht immer optimal. Ein Profi regelt auch bei guten Aufnahmen die Belichtung selbst, setzt Weiß- und Schwarzpunkt und behebt bei Bedarf Abrisse in hellen Partien. Ein besonderer Augenmerk liegt auf zugelaufenen Schatten, die speziell aufgehellt und in ihrer Zeichnung verstärkt werden.
Mit Gradationskurven und Farbtemperatur-Reglern werden Farbfehler im Bild ausgeglichen, die z.B. bei künstlichem Licht entstehen. Dynamik und Sättigung regeln die Leuchtkraft des ganzen Bildes oder bestimmter Bereiche. Mit diesen Werkzeugen kann der Bearbeiter dem Bild je nach Wunsch eine wärmere oder kältere, lebhaftere oder technischere Atmosphäre geben – oder einen ganz individuellen Bildlook.
Schritt 4: Elemente entfernen bzw. ergänzen
Photoshop hält verschiedene intelligente Werkzeuge bereit, um störende Bildelemente zu löschen (z.B. Stromleitungen, Fahrzeuge, Bildfehler) und bestimmte Bildbereiche neu zu füllen (z.B. um ein Bild über den Rand hinaus zu ergänzen). Etwas mehr Arbeit ist es meistens, Elemente neu ins Bild einzufügen und hinsichtlich Perspektive, Farbgebung etc. so anzupassen, dass sie als natürlicher Bildbestandteil wirken.
Damit liegt das eigentliche Bildmotiv vollständig vor. Mit den nachfolgenden Schritten wird es weiter optimiert.
Schritt 5: Partielle Bildbearbeitung
Eventuell müssen einige Bildbereiche speziell behandelt werden: hinsichtlich Helligkeit (dunkle Personen im Gegenlicht, schwach ausgeleuchtete Bereiche), Farbe (Farbstiche durch unterschiedliche Lichtquellen, z.B. Kunst- und Tageslicht), Schärfe (Etiketten schärfen, Hintergrund weichzeichnen) etc. Je nach Vorlage, gewünschter Wirkung und Anspruch kann dieser Schritt mehr oder weniger intensiv betrieben werden.
Schritt 6: Detailzeichnung
Seit einigen Jahren haben neue intelligente Werkzeuge die Möglichkeiten der Bildbearbeitung erweitert. Am bekanntesten ist die HDR-Technik (High Dynamic Range), die Bilder mit lebhaften Tonwertunterschiede und ausgeprägter Detailzeichnung erzeugt. Ähnlich wirken die Regler in Camera Raw oder Topaz Adjust AI: Sie erhöhen die Klarheit (Detailkontraste) für kleine, mittlere und große Strukturen. Zusätzliche Booster erhöhen die Scharfzeichnung der Details – möglichst ohne dass das Ergebnis überzogen aussieht.
Schritt 7: Anwendungsbezogene Optimierung
Am Ende des Arbeitsprozesses steht ein Bild, das „fertig“ wirkt und in dieser Form auch eingesetzt und archiviert werden kann.
Dennoch kann das Bild weiter optimiert werden, um es für einen spezifischen Einsatzzweck zu nutzen. Das kann ein spezieller Bildlook passend zum Layout sein, z.B. warme oder kühle Farbgebung, verstärkter Kontrast, intensivere oder entsättigte Farbgebung. Sowohl im Web wie auch im Print bringen die Anpassung von Bildgröße und Ausschnitt, Detailschärfe und Bildrauschen ein zusätzliches Plus an Bildqualität.
Fazit Bildbearbeitung
Das sind also die wichtigsten Schritte zum perfekten Bild. Wenn′s schnell gehen soll, reichen oft die Automatik-Funktionen für ein passables Ergebnis. In so manchem Bild steckt allerdings viel digitale Handarbeit. Der Aufwand steigt schnell, wenn Bereiche separat bearbeitet werden. Oder wenn Produkte freigestellt, mit einem neuen Schatten versehen oder auf einen anderen Hintergrund gesetzt werden.
Wie auch immer: Sie haben hier einen Einblick in die Grundlagen der Bildbearbeitung bekommen. In jedem Bild, das auf Ihrer Website oder Ihren anderen Medien zum Einsatz kommt, stecken diese oben gezeigten sieben Schritte.